Barrierefreiheit und Zugänglichkeit als Schlüssel zum Erfolg: barrierearme Websites
Barrierefreiheit und Inklusion sind weit mehr als technische oder gesetzliche Anforderungen – sie sind vor allem eine Frage der Menschlichkeit. Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen niemand aufgrund von Einschränkungen oder Behinderungen ausgeschlossen wird. In einer Gesellschaft, die auf gegenseitige Unterstützung setzt, zeigt sich soziale Verantwortung darin, Barrieren zu überwinden und Empathie zu leben.
Auch im digitalen Raum ist es entscheidend, dass Websites nicht nur unter verschiedenen Bedingungen reibungslos funktionieren, sondern auch intuitiv bedienbar sind. Leider zeigt die Realität, dass zahlreiche Barrieren den Zugang noch immer erschweren. Der Abbau dieser Hindernisse ist ein Schritt hin zu einer gerechteren, stärkeren und vielfältigeren Gesellschaft.
Mehr als 52 % der Menschen über 65 Jahre leben mit einer Behinderung, was die Bedeutung unterstreicht, Barrierefreiheit und Inklusion von Anfang an in den Designprozess einzubeziehen.
Inhalt
Barrierefreiheit ist Alltagstauglichkeit
Barrierefreiheit als Erfolgsfaktor für Selbstständige
Image verbessern & Vertrauen gewinnen
SEO-Vorteile durch Barrierefreiheit
Rechtliche Aspekte der Barrierefreiheit
Erweiterte Reichweite und Kundenbindung
Typische Beispiele für Barrieren auf Websites
Schlechte Farbwahl
Unübersichtliche Navigation
Fehlende Alt-Texte für Bilder
Erstellen einer barrierefreien Website nach WCAG Prinzipien
Wahrnehmbar
Bedienbar
Verständlich
Robust
Barrierefreiheit ist Alltagstauglichkeit
Viele Fortschritte, die ursprünglich für Menschen mit Behinderungen entwickelt wurden, sind heute ganz selbstverständlich Teil unseres Alltags – und machen das Leben für uns alle ein Stück leichter.
Ein Beispiel aus dem öffentlichen Raum sind automatische Türöffner: Sie wurden entwickelt, um Menschen im Rollstuhl oder mit eingeschränkter Mobilität das Betreten von Gebäuden zu erleichtern. Heute sind sie für alle praktisch – etwa, wenn man Einkäufe trägt, einen Kinderwagen schiebt oder einfach nicht die Tür anfassen möchte.
Solche Entwicklungen zeigen, dass Maßnahmen zur Barrierefreiheit nicht nur einer bestimmten Gruppe zugute kommen, sondern letztlich der gesamten Gesellschaft nützen.
Auch im digitalen Raum begegnen uns viele Beispiele dafür, wie barrierefreie Technologien längst in unseren Alltag übergegangen sind.
Untertitel wurden für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen entwickelt, sind heute aber ebenso nützlich in lauten Umgebungen, beim Lernen neuer Sprachen oder wenn man ein Video ohne Ton ansehen möchte.
Der Dark Mode, der eingeführt wurde, um die Augen zu schonen und Menschen mit Lichtempfindlichkeit zu unterstützen, wird inzwischen von vielen aus ästhetischen oder praktischen Gründen genutzt.
Auch Sprachsteuerung und Diktierfunktionen, die vor allem Menschen mit motorischen Einschränkungen den Zugang zu digitalen Geräten erleichtern sollten, sind alltäglich geworden – zum Beispiel beim Verfassen von Nachrichten oder bei der Nutzung im Auto.
Diese Beispiele zeigen: Barrierefreiheit ist kein Nice-to-have, sondern ein echter Gewinn für uns alle. Für manche ist sie essenziell, für andere einfach praktisch – und für alle ein Schritt in Richtung mehr Inklusion und Nutzungsfreundlichkeit.
Barrierefreiheit als Erfolgsfaktor für Selbstständige
Image verbessern & Vertrauen gewinnen
Als Selbstständige(r) trägst du nicht nur die Verantwortung für deinen wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch für die Gesellschaft. Barrierefreiheit ist eine Chance, deine Werte zu zeigen und eine inklusive, gerechte digitale Welt zu fördern.
Indem du Barrieren abbaust und Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen Zugang zu deinen Produkten und Dienstleistungen ermöglichst, stärkst du nicht nur dein Image, sondern gewinnst auch das Vertrauen einer breiten Zielgruppe.
SEO-Vorteile durch Barrierefreiheit
Eine gut strukturierte, nutzungsfreundliche Website ist sowohl für Menschen mit Behinderungen als auch für Suchmaschinen wichtig. Eine klare Navigation und gut strukturierte Inhalte helfen Google und Co., deine Website besser zu verstehen, was wiederum deine Sichtbarkeit erhöht.
Das gilt auch für Alt-Texte bei Bildern und Videos, die nicht nur den Nutzenden, sondern auch Suchmaschinen helfen, den Inhalt korrekt zu erfassen. Darüber hinaus sorgt ein responsives Design dafür, dass deine Website auf allen Geräten einwandfrei funktioniert, während Untertitel für Videos das Nutzungserlebnis verbessern – beides trägt zu einem besseren Ranking bei.
Rechtliche Aspekte der Barrierefreiheit
Ab dem 28. Juni 2025 verpflichtet das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz viele Unternehmen dazu, ihre digitalen Angebote so zu gestalten, dass sie für alle Menschen zugänglich sind. Wer sich jetzt mit barrierefreien Lösungen auseinandersetzt, ist auf der sicheren Seite in Bezug auf gesetzliche Vorgaben und kann sich auch als Vorreiter:in etablieren. Alle, die frühzeitig reagieren, vermeiden mögliche Strafen und gewinnen einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb.
Erweiterte Reichweite und Kundenbindung
Menschen mit Behinderungen machen einen großen Teil der Bevölkerung aus. Wer diese Zielgruppe ausschließt, verpasst wichtige Chancen. Wenn eine Website nicht mit Screenreadern kompatibel ist, suchen sich Nutzende schnell einen Anbieter, der ihre Bedürfnisse berücksichtigt. Barrierefreiheit erweitert deine Zielgruppe und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch Menschen mit Behinderungen zu loyalen, wiederkehrenden Kund:innen werden.
Konkrete Beispiele, wie digitale Barrieren Menschen einschränken können
Schlechte Farbwahl
Ein oft unterschätztes Problem betrifft den Einsatz von Farben und den Kontrast. Immer wieder stoße ich auf Websites, bei denen der Unterschied zwischen Text und Hintergrund so gering ist, dass der Inhalt schwer erkennbar wird.
Im Allgemeinen gilt, dass schwarzer Text auf einem hellen Hintergrund als besonders gut lesbar wahrgenommen wird, da der Kontrast ausreichend hoch ist. Für Menschen mit Sehbehinderungen oder Farbsehschwächen kann ein geringer Kontrast eine unüberwindbare Barriere darstellen. Elemente wie Buttons, Texte oder Links, die nicht hervorgehoben sind, können für sie unsichtbar bleiben. Das führt dazu, dass wichtige Funktionen oder Informationen übersehen werden.
Eine einfache Möglichkeit, diese Barriere zu umgehen, ist, sicherzustellen, dass der Kontrast zwischen Text und Hintergrund stark genug ist, um eine optimale Lesbarkeit zu gewährleisten. Es gibt mittlerweile zahlreiche Online-Tools, wie zum Beispiel diesen Kontrastchecker.
Unübersichtliche Navigation
Wenn eine Seite nur schwer oder gar nicht über die Tastatur navigierbar ist, kann das für viele Menschen eine große Herausforderung bedeuten. Besonders blinde Personen oder Nutzende mit motorischen Einschränkungen, die keine Maus verwenden können, sind auf eine tastatur-freundliche Navigation angewiesen.
Ziel sollte es sein, eine Navigation zu nutzen, die einfach zu verstehen und zu bedienen ist. Konsistenz und die Möglichkeit, alles über die Tastatur zu steuern, sind entscheidend für eine barrierefreie Navigation.
Fehlende Alt-Texte für Bilder
Besonders für blinde oder sehbehinderte Nutzende sind alternative Texte, sogenannte Alt-Texte, unerlässlich. Diese werden von Screenreadern vorgelesen und beschreiben, was auf einem Bild zu sehen ist.
Wenn auf einer Website ein Bild nicht lädt, bleibt ohne einen beschreibenden Alt-Text unklar, welche Informationen das Bild vermitteln soll. Für blinde Menschen kann das Fehlen eines Alt-Texts bedeuten, dass sie den Kontext und wichtige Informationen einer Seite nicht vollständig erfassen können.
Aus diesem Grund sollten alle relevanten Bilder mit präzisen und aussagekräftigen Alt-Texten versehen werden. So wird sichergestellt, dass auch Nutzende mit Sehbehinderungen auf den Inhalt zugreifen können.
Erstellen einer barrierearmen Website nach WCAG Prinzipien
Die Richtlinien für barrierefreie Webinhalte (WCAG) bieten eine detaillierte Beschreibung der Anforderungen an die Barrierefreiheit im Internet. Dieser Text stellt eine Auswahl der wichtigsten Praktiken vor:
Wahrnehmbar
Um Inhalte für alle zugänglich zu machen, müssen Text und Hintergrund einen ausreichenden Kontrast bieten und Informationen nicht nur durch Farbe vermittelt werden. Videos sollten Untertitel enthalten, und Bilder brauchen Alt-Texte für Screenreader. HTML-Strukturen müssen korrekt ausgezeichnet sein, und automatische Abläufe wie Slider sollten pausierbar sein. Zudem sollten Inhalte auf bis zu 200 % vergrößert werden können, ohne unübersichtlich zu werden.
Bedienbar
Webseiten sollten so gestaltet sein, dass alle Funktionen unabhängig von den körperlichen Fähigkeiten der Nutzenden zugänglich sind. Alle Elemente müssen per Tastatur bedienbar sein, insbesondere Formulare und Slider. Blinkende Inhalte sollten vermieden oder mit Warnungen versehen werden, um Krampfanfälle zu verhindern. Eine klare und konsistente Navigation hilft Nutzenden, sich zurechtzufinden. Zusätzlich sollten alternative Eingabemethoden wie Touchscreen, Spracherkennung oder Gestensteuerung unterstützt werden.
Verständlich
Webseiten sollten einfach zu verstehen und nutzungsfreundlich sein. Texte sollten in klarer, einfacher Sprache verfasst werden, um ein breites Publikum anzusprechen. Funktionen sollten vorhersehbar sein, sodass Nutzende sich problemlos zurechtfinden. Konsistente Navigationsstrukturen und einfache Fehlermeldungen helfen, Fehler zu vermeiden und korrigieren zu können.
Robust
Die Inhalte müssen so gestaltet sein, dass sie mit unterschiedlichen Technologien gut funktionieren . Websites müssen mit verschiedenen Browsern, Screenreadern und anderen Hilfstechnologien kompatibel sein. Der Code sollte fehlerfrei und korrekt sein, damit die Seite auf allen Geräten richtig angezeigt wird. Benutzeroberflächenkomponenten sollten klar benannt und beschrieben werden, damit Hilfstechnologien sie richtig interpretieren können.
Barrierearmut ist eine soziale und berufliche Verantwortung. Das Wissen für die Zugänglichkeit von Websites öffnet die Chance, das Nutzungserlebnis für alle Menschen zu verbessern.
Ein Blick auf die Zukunft der Barrierefreiheit
In einer Welt, die ständig im Wandel ist, wird die Bedeutung barrierefreier Websites immer deutlicher. Barrierefreiheit ist nicht nur eine soziale Verantwortung, sondern auch die Grundlage für erfolgreiche Kommunikation und zufriedene Nutzer:innen.
Barrierearme Websites erreichen mehr Menschen, schaffen eine Vorbildfunktion und steigern die Zufriedenheit.
Suchmaschinen belohnen barrierearmes Webdesign mit besserer Sichtbarkeit und höheren Platzierungen in den Suchergebnissen.
Die Umsetzung ist entscheidend, insbesondere in Bezug auf visuelle Zugänglichkeit, Schriftgröße, Abstände und Farbkontraste.
Die Reise der Barrierefreiheit hört hier nicht auf. Mit technologischen Fortschritten und einem wachsenden Bewusstsein für Inklusivität stehen wir an der Schwelle zu neuen Möglichkeiten.
Jeder Schritt, den wir heute für Barrierefreiheit unternehmen, ebnet den Weg für eine inklusivere und zugänglichere Zukunft. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, Barrieren abzubauen und eine digitale Landschaft zu schaffen, die für alle Menschen, unabhängig von ihren individuellen Bedürfnissen, offen steht.
PS: Eigentlich kann man bei Websites nur von „barrierearmer Gestaltung“ statt von „barrierefreier Gestaltung“ sprechen, da es in interaktiven Anwendungen im Internet nicht möglich ist, völlige Barrierefreiheit zu erreichen.
Hinweis: Dieser Text ist mit bestem Wissen und Gewissen entstanden und stellt keine Rechtsberatung dar.